
Von Bauchgefühl zu Business Steering: Warum KPI-Definition Chefsache ist
- Andreas Klostermann
- Business Intelligence , Führung
- 20.06.2025
Wenn jede Abteilung ihre eigene Wahrheit lebt
In der einen Excel steht 8,7 %. In der anderen 9,2 %. Und auf dem Dashboard 7,8 %. Drei Werte – alle angeblich die Ausschussquote des letzten Monats. Willkommen in der Welt der KPIs ohne Kompass.
Der Grund für solche Abweichungen liegt selten in der Technik, sondern in der fehlenden Steuerung durch die Führung. KPIs entstehen oft als Nebenprodukt – definiert von Fachabteilungen, berechnet mit eigenen Formeln, und optimiert auf lokale Ziele.
Das Ergebnis: Viele Zahlen, aber wenig Steuerung.
Warum KPI-Definition Chefsache ist
KPIs sind keine Reporting-Dekoration, sondern das Nervensystem der Unternehmenssteuerung. Und so wie man das Nervensystem nicht an einen Praktikanten delegiert, sollte auch die Definition der Kernkennzahlen nicht nur Sache der IT oder des Controllings sein.
Wer steuern will, muss entscheiden:
- Was ist unser Ziel?
- Woran messen wir Fortschritt?
- Welche Abweichung ist relevant?
- Und wer ist dafür verantwortlich?
Diese Fragen kann – und muss – die Geschäftsführung beantworten.
Drei Gründe, warum Führung rein muss
1. KPIs sind strategisch, nicht operativ
Klar, die Ausschussquote interessiert auch den Schichtleiter. Aber ob sie als Euro-Wert, als Prozentanteil oder je Los gerechnet wird, hat strategische Auswirkungen. Nur das Top-Management kann diese Perspektive liefern.
2. KPIs brauchen Konfliktfähigkeit
Gute KPIs machen Unterschiede sichtbar – und schaffen Reibung. Wer wirklich steuern will, braucht den Mut, auch unangenehme Wahrheiten zu benennen. Diese Haltung muss von oben vorgelebt werden.
3. KPIs sind Sprache
Wenn jede Abteilung ihre KPIs selbst definiert, redet niemand mehr dieselbe Sprache. Führung sorgt für Übersetzung, Vereinheitlichung und Verbindlichkeit.
Fazit: Wer steuern will, muss definieren
Ein gutes KPI-System ist kein Zahlenfriedhof, sondern ein strategisches Führungsinstrument. Es zeigt, was zählt. Und was nicht.
Die gute Nachricht: Man braucht dafür kein neues Tool. Aber den Willen, sich mit den richtigen Fragen auseinanderzusetzen.
KPI-Definition ist keine Aufgabe für später – sie ist Chefsache. Heute.