Type something to search...
Warum wir lieber über die Wiese laufen – Trampelpfad IT

Warum wir lieber über die Wiese laufen – Trampelpfad IT

Der Weg durch die Wiese

Fast jeder Park hat sie. Diese Pfade, die sich nicht der Landschaftsgestaltung beugen, sondern dem menschlichen Bedürfnis nach Effizienz: quer über die Wiese, vorbei am Schild, das höflich um Nutzung der befestigten Wege bittet.

Diese Desire Paths, wie sie in der Architektur heißen, entstehen dort, wo Menschen Wege einschlagen, die für sie intuitiv und bequem sind – nicht unbedingt vorgesehen, aber effektiv.

Und genau das passiert auch in Unternehmen. Wenn der offizielle IT-Weg zu umständlich ist, nimmt man eben die Abkürzung – auch wenn es durch die Schatten-IT führt.

Warum passiert das? Weil der gewünschte Weg zu kompliziert ist. Weil der Mensch, wenn er etwas erledigen will, keine Sicherheit sucht – sondern Geschwindigkeit.

Trampelpfade sind kein Zeichen von Ungehorsam

Sie zeigen, wo Systeme nicht zur Realität passen. Wer IT-Sicherheit erfolgreich gestalten will, muss diese Wege beobachten – und daraus lernen. Statt mehr Barrieren zu bauen, sollten wir den gewünschten Weg so gestalten, dass niemand mehr über die Wiese laufen muss.

Gute Absicht, schlechte Umsetzung

Niemand will das System sabotieren. Im Gegenteil: Die meisten Mitarbeitenden wollen sicher und regelkonform arbeiten. Aber wenn der „richtige“ Weg unnötig aufwendig ist, suchen sie eine Abkürzung.

Und genau dann entstehen die digitalen Trampelpfade:

  • Firmengeheimnisse landen in ChatGPT („Ich wollte es nur schön zusammenfassen…“)
  • Dokumente werden per WhatsApp weitergeleitet („Mail war zu langsam“)
  • Das Passwort für den Login: „Frühling2023!“ (Ja, mit Ausrufezeichen. Man ist ja kein Anfänger.)

Die Alternative: Schatten-IT als Standard

Wenn Security und IT-Design nicht auf den Nutzer ausgerichtet sind, entstehen Inseln: private Cloud-Ordner, ChatGPT als Wissensdatenbank, Excel als Datendrehscheibe. Und irgendwann stellt sich niemand mehr die Frage, ob das erlaubt ist – sondern nur, ob es schneller geht.

Das größte Risiko ist nicht der eine bewusste Regelbruch – es ist die stille Gewöhnung an ineffiziente Systeme, die ignoriert werden. Nicht aus Trotz, sondern aus Ermüdung.

Was stattdessen hilft – ganz praktisch

Hier ein paar Prinzipien und Handlungsfelder, mit denen sich verhaltensnahe, sichere IT gestalten lässt – ohne zusätzlichen Aufwand für die Nutzer:

1. Automatisieren, wo Regeln ohnehin eindeutig sind Wenn Zugriffe, Freigaben oder Kontrollen immer nach dem gleichen Muster erfolgen, gehören sie automatisiert. Jede manuelle Schleife erzeugt Reibung – und damit Umgehung.

2.Vorgaben dort platzieren, wo sie gebraucht werden Richtlinien sollten in der Anwendung sichtbar sein, nicht auf PDF-Laufwerken begraben. Kontextnahe Hinweise schlagen Schulungsvideos jedes Mal.

3.Suchen statt fragen Wenn Daten und Dokumente nicht auffindbar sind, entstehen Duplikate, Screenshots oder Workarounds. Systeme müssen Informationen liefern – nicht verstecken.

4.Sicherheit sichtbar, aber nicht spürbar machen Zugriffsrechte, Schutzmaßnahmen und Protokollierungen dürfen nicht zur Nutzerbelastung werden. Wer merkt, dass er geschützt ist, ohne ausgebremst zu werden, bleibt im System.

5. Verhalten ernst nehmen – nicht als Fehler, sondern als Feedback Wenn viele Mitarbeitende denselben Umweg nehmen, ist das kein Schulungsproblem, sondern ein Signal an die Systemgestaltung. Menschen optimieren immer – nur nicht immer im Sinne der IT.

Fazit: Weniger Kontrolle, mehr Gestaltung

Sicherheit entsteht nicht durch Verbote, sondern durch gute Wege. Wenn Mitarbeitende regelmäßig Umwege nehmen, ist nicht ihr Verhalten das Problem – sondern der Weg, den man ihnen gebaut hat.

Je besser IT-Prozesse zu den natürlichen Arbeitsweisen passen, desto sicherer werden sie. Und je weniger Widerstand Nutzer spüren, desto weniger Grund haben sie, sich durch die Wiese zu schlagen.

Related Posts

10 Irrtümer über Datenkultur, die Sie vermeiden sollten

10 Irrtümer über Datenkultur, die Sie vermeiden sollten

Der Aufbau einer Datenkultur erfordert mehr als nur die richtigen Tools und den Zugang zu Daten. Es geht um die Förderung von Datenkompetenz, kritischem Denken & Verantwortung bei allen Mitarbeitern

Wie Sportereignisse Datenkultur fördern

Wie Sportereignisse Datenkultur fördern

US-Sport zeigt, wie Statistiken Unterhaltung und Datenkompetenz fördern. Während Analysen in Europa oft oberflächlich sind, prägen sie in den USA den Alltag – allgegenwärtig und unbewusst wirksam.

Wenn Datenstrategie zur Flucht vor dem Bären wird

Wenn Datenstrategie zur Flucht vor dem Bären wird

Viele Unternehmen scheitern mit ihrer Datenstrategie nicht an Technik, sondern am Alltag. Warum BI-Initiativen oft nach Aktionismus aussehen, wie man Wirkung erzielt und was das mit Bären zu tun hat.

Von Excel-Listen zu Echtzeit-Ampeln – wie Audits sich automatisieren lassen

Von Excel-Listen zu Echtzeit-Ampeln – wie Audits sich automatisieren lassen

Viele Audit-Prozesse laufen noch über manuelle Listen und Datei-Chaos. Dabei lassen sich Anforderungen längst digital abbilden – mit klaren Regeln, Live-Daten und Ampellogik.

Heinrich hätte es gewusst: Wie gutes Prompting GenAI schlauer macht

Heinrich hätte es gewusst: Wie gutes Prompting GenAI schlauer macht

Wer GenAI effektiv nutzen will, muss präzise prompten – denn nur mit klaren Anweisungen und gezielter Personalisierung entstehen wirklich brauchbare Antworten.

Von Bauchgefühl zu Business Steering: Warum KPI-Definition Chefsache ist

Von Bauchgefühl zu Business Steering: Warum KPI-Definition Chefsache ist

Zu viele KPIs, zu wenig Wirkung: Warum die Geschäftsführung bei der Definition der wichtigsten Kennzahlen nicht nur mitreden, sondern vorangehen muss.

Kultur frisst Datenstrategie zum Frühstück, oder: warum Change nicht nebenbei passiert

Kultur frisst Datenstrategie zum Frühstück, oder: warum Change nicht nebenbei passiert

Datenstrategie ist kein Laminiervorgang: Ohne kulturelle Verankerung bleibt sie Theorie. Der Artikel zeigt, warum Change aktive Führung braucht – und was wir vom WG-Putzplan lernen können.

Groß denken, klein starten: Warum wir manchmal doch von Quick Wins reden müssen

Groß denken, klein starten: Warum wir manchmal doch von Quick Wins reden müssen

Schnell greifbare Mehrwerte schaffen, ohne monatelange Konzeptphasen? Warum kleine, pragmatische Projekte der beste Weg sind, um datengetriebene Transformation zu starten.

Stammdaten: Ihr Unternehmen - Ihr Vokabular. Wenn der Allradantrieb zum Stolperstein wird

Stammdaten: Ihr Unternehmen - Ihr Vokabular. Wenn der Allradantrieb zum Stolperstein wird

Ohne ein Stammdatenmanagement sind Ihre Daten wertlos. Erst zentral gepflegte, unternehmensweit genutzte Stammdaten, erlauben es Zusammenhänge zu erkennen und datengetrieben Entscheidungen zu treffen.

Stiller Datenverlust: Wenn Wissen heimlich verschwindet

Stiller Datenverlust: Wenn Wissen heimlich verschwindet

Wenn Wissen nur in Köpfen steckt und Daten in privaten Dateien schlummern, drohen teure Lücken. Wie Firmen ihr Unternehmenswissen sichern, bevor es unbemerkt verschwindet.

Serviert statt nur versprochen: Warum Datenstrategien echte Gänge brauchen

Serviert statt nur versprochen: Warum Datenstrategien echte Gänge brauchen

Ohne konkrete Anwendungsfälle bleibt jede Datenstrategie ein leeres Versprechen. Dieser Artikel erklärt, warum Use Cases nicht nur Beiwerk sind, sondern der eigentliche Schlüssel zur Wirkung.

Insights statt Bauchgefühl: So wird Data Culture zum Erfolgsfaktor

Insights statt Bauchgefühl: So wird Data Culture zum Erfolgsfaktor

Eine starke Data Culture stärkt Entscheidungen, senkt Risiken und schafft Wettbewerbsvorteile. Sind Sie bereit für die Transformation zur Data Driven Company?

Data Mesh: Wie man startet und warum es kein IT-Projekt ist

Data Mesh: Wie man startet und warum es kein IT-Projekt ist

Data Mesh erfordert einen kulturellen Wandel im Unternehmen, nicht nur neue Technologie. Der Einstieg beginnt mit der Definition von Daten als Produkt, der Identifizierung von Domain-Teams und der sch

Digitale Brücken statt digitales Dogma: Warum Digitalisierung mit Vertrauen und Zuhören beginnt

Digitale Brücken statt digitales Dogma: Warum Digitalisierung mit Vertrauen und Zuhören beginnt

Digitalisierung scheitert selten an Technik – aber oft an mangelnder Beteiligung. Warum Zuhören, Alltagswissen und kleine Brücken der Schlüssel zum Erfolg sind.

Data Leadership beginnt ganz oben – was Führungskräfte wirklich tun müssen

Data Leadership beginnt ganz oben – was Führungskräfte wirklich tun müssen

Datenstrategie funktioniert nur mit aktivem Buy-in der Unternehmensführung. Warum Data Leadership kein Lippenbekenntnis ist und wie man statt Gulasch von gestern wirklich Neues schafft.

Die unterschätzte Herausforderung in Fertigungsprozessen

Die unterschätzte Herausforderung in Fertigungsprozessen

Fertigungsprozesse sind nicht nur technisch anspruchsvoll – oft lauert das wahre Problem in der schleichenden, alltäglichen Komplexität. Dieser Artikel zeigt,wie BI helfen kann, wieder klar zu sehen.