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Die unterschätzte Herausforderung in Fertigungsprozessen

Die unterschätzte Herausforderung in Fertigungsprozessen

Es begann mit einem Knopf, der nicht gedrückt wurde

Eigentlich war alles durchgeplant: Schichtbeginn 6:00 Uhr, Maschine läuft, Material ist da. Doch dann passiert’s – ein Sensor meldet “nichts”, der Schichtleiter ruft den ITler (der natürlich im Urlaub ist), und das ganze Werk steht still. Drei Stunden Produktionsausfall – wegen eines Knopfs. Genauer: Weil niemand wusste, ob er gedrückt wurde. Oder wer. Oder wann.

Willkommen im echten Leben der Fertigung – wo nicht die Technik das Problem ist, sondern die Komplexität des Alltags. Und die ist leise. Undurchsichtig. Und hochgefährlich.

Komplexität ist wie ein schneebedeckter Hang

Oberfläche glatt, alles sieht ordentlich aus. Aber unter der Schneedecke? Ein fragiles System aus Prozessen, Nebenabsprachen und Workarounds. Und sobald ein Ereignis (z. B. ein falsch interpretierter KPI oder ein manuell korrigiertes Excel-Sheet) die Balance stört, kommt alles ins Rutschen.

Das Problem: Viele Unternehmen erkennen dieses Chaos nicht – weil es funktioniert. Irgendwie. Bis es das eben nicht mehr tut.

Woran man „stilles Chaos“ erkennt

Komplexität ist kein Schrei, sondern ein Flüstern. Typische Symptome:

  • Mehrstufige Excel-Ketten, um eine Kennzahl zu berechnen – ohne nachvollziehbare Quelle.
  • Prozessanpassungen ohne Doku, weil „der Kollege das halt schon immer so macht“.
  • BI-Dashboards mit drei Varianten derselben KPI, die alle etwas anderes sagen – und trotzdem im Weekly diskutiert werden.
  • Widersprüche zwischen MES, ERP und Bauchgefühl – und keiner gewinnt.

Solche Muster sind kein Zufall, sondern System. Oder besser: ein Systemfehler im Alltag.

Warum Technik allein nicht hilft

Viele Unternehmen reagieren auf dieses stille Chaos mit Tools. Datenplattformen. APIs. Sensorik. Noch ein Dashboard. Das ist, als würde man bei schlechtem Wetter einfach ein weiteres Thermometer aufstellen – in der Hoffnung, dass dadurch die Sonne rauskommt.

Das echte Problem ist nicht Datenmangel. Es ist Datenverarbeitung ohne Klarheit. Wer keine sauberen Definitionen, keine Prozessverantwortung und keine übergreifende Logik etabliert, züchtet mit jedem neuen Tool neue Inkonsistenzen.

Drei Ursachen für das Fertigungschaos

  1. Lokale Optimierung statt Gesamtbild
    Jede Abteilung hat ihre Ziele – aber niemand fragt: Passen die überhaupt zusammen? Der Klassiker: Produktion optimiert Ausstoß, Supply Chain jammert über Lagerüberlauf, Vertrieb schüttelt den Kopf über nicht verfügbare Varianten.

  2. Mangel an Entscheidungsautorität
    Wer darf was ändern? Wer trägt Verantwortung? Ohne klare Governance wird jeder KPI zur Verhandlungsmasse. Und in Meetings gewinnt nicht die beste Information – sondern die lauteste Stimme.

  3. Unverbundene Systeme, unverbundene Menschen
    MES, ERP, QMS, BDE – jedes System lebt sein eigenes Leben. Inklusive der Kollegen, die sie bedienen. Ohne ein verbindendes Datenmodell bleibt jede Prozessanalyse ein Stochern im Nebel.

Wie BI helfen kann – wenn man sie lässt

Business Intelligence ist kein Plug-and-Play-Wunder, sondern ein Werkzeugkasten. Richtig eingesetzt, kann sie das stille Chaos sichtbar machen – und auflösen:

  • KPI-Harmonisierung: Einmal definieren, für alle gültig. Klingt einfach. Ist es auch – wenn man den Mut hat, Altes loszulassen.
  • End-to-End-Transparenz: Vom Auftrag bis zur Maschine – Datenflüsse sichtbar machen, ohne Silos.
  • Anomalie-Erkennung statt Schönwetter-Berichte: Früh erkennen, wo’s hakt, bevor der Stillstand da ist.
  • Governance einführen, ohne Governance zu rufen: Rollen klären, Verantwortlichkeiten schaffen, aber bitte ohne Excel-Matrix im Behördenstil.

Fazit: Chaos ist kein Schicksal, sondern ein Hinweis

Komplexität in der Fertigung ist nicht per se schlecht – sie ist oft Ausdruck hoher Individualisierung, vieler Varianten und ambitionierter Ziele. Aber wenn diese Komplexität unkontrolliert wuchert, wird sie zur Gefahr.

Was es braucht, ist nicht weniger Technik, sondern mehr Klarheit. Klare Verantwortungen. Klare Datenlogik. Klare Kommunikation.

Denn letztlich ist BI nicht dazu da, PowerPoint-Charts schöner zu machen. Sondern dafür, dass Entscheidungen in der Fertigung auf echten Informationen basieren – nicht auf Kaffeesatz oder Bauchgefühl.

Und falls doch mal wieder ein Knopf nicht gedrückt wird – wissen wenigstens alle, welcher es war. Und warum.


Du willst wissen, wie man mit BI Struktur ins Produktionschaos bringt? Wir zeigen dir, wie das geht – ohne Buzzword-Bingo, aber mit echten Best Practices aus dem Maschinenraum. Schreib uns: info@alpinedata.de.

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