
Von Blindflug zur Steuerung: Transparenz in der Nachbearbeitung schaffen
- Carsten Hof
- Produktion , Qualitätsmanagement
- 19.06.2025
Nacharbeit – der blinde Fleck im Produktionssystem
Wer in die Produktionskennzahlen vieler mittelständischer Unternehmen schaut, findet einen auffälligen weißen Fleck: die Nachbearbeitung. Sie ist teuer, unstrukturiert erfasst und nur schwer steuerbar. Oft ist sie schlicht das Auffangbecken für alles, was „nicht ganz passt“.
Dabei ist Nacharbeit kein notwendiges Übel, sondern eine strategisch relevante Größe – wenn man sie sichtbar macht.
Warum Transparenz fehlt – und was sie bringt
Nacharbeit scheitert nicht an der Technik, sondern an der Aufmerksamkeit:
- Keine durchgängige Erfassung
- Unklare Verantwortlichkeiten
- Keine einheitliche Sprache: Ist Nacharbeit, wenn der Deckel schief sitzt – oder erst, wenn jemand nochmal ranmuss?
Transparenz bedeutet nicht Kontrolle, sondern Verständnis für Ursachen, Muster und Potenziale. Wer weiß, warum nachgearbeitet wird, kann auch etwas dagegen tun.
Drei Hebel für echte Transparenz
1. Standardisierte Erfassung
Ein einfaches Schema reicht oft aus:
- Nacharbeitsgrund (technisch, optisch, funktional)
- Aufwand (in Minuten oder Kosten)
- Verursacher (Prozess, Material, Handling)
Am besten dort erfasst, wo sie passiert: auf dem Shopfloor, digital, mit minimalem Aufwand.
2. Visualisierung in Echtzeit
Keine Monatsreports. Kein Datenfriedhof. Sondern Dashboards, die täglich zeigen, wo’s klemmt. Power BI, Tableau oder sogar eine gute Excel – Hauptsache: sichtbar und besprechbar.
3. KPI und Verantwortung
Was gemessen wird, wird auch beachtet – aber nur, wenn jemand Verantwortung für die Kennzahl übernimmt. Eine saubere Definition (z. B. „Nacharbeitsquote in % der gefertigten Teile“) mit klarer Ownership schafft Verbindlichkeit.
Fazit: Wer steuern will, muss sehen können
Nacharbeit ist kein dunkler Keller, sondern ein unterschätzter Schatz. Wer Transparenz schafft, gewinnt:
- Kostenkontrolle
- Ursachenverständnis
- Verbesserungsimpulse
Oder anders gesagt: Weniger Blindflug, mehr Steuerung. Und manchmal reicht dafür schon eine gut gestellte Frage: „Warum eigentlich?“