
Qualitätsprobleme vor dem ersten Ausschuss – warum Daten die besseren Qualitätsmanager sind
- Ben Diez
- Produktion , Data Science
- 17.07.2025
Der perfekte Sturm aus Unschärfen
Ein Sensor kalibriert sich leicht daneben. Die Luftfeuchtigkeit im Raum zieht an. Die Maschine vibriert minimal stärker als sonst. Einzelne Prozesse laufen ein paar Sekunden länger – alles im Toleranzbereich, aber eben nicht wie gewohnt.
Ein paar Stunden später: steigende Ausschussquote. Und niemand weiß so recht, warum.
Klassische QS erkennt Symptome – aber keine Ursachen
Qualitätssicherung ist oft rückblickend. Sie reagiert. Misst. Dokumentiert. Und behebt. Das ist wichtig – aber es reicht nicht mehr.
Moderne Produktion verlangt: Qualität muss entstehen, nicht nur überprüft werden. Und genau hier kommen Daten ins Spiel. Nicht als Kontrollinstanz, sondern als Frühwarnsystem.
Daten als Qualitätsmanager – unbestechlich, kontinuierlich, lernfähig
- Daten sehen, was Menschen übersehen: Mikroskopische Veränderungen in Prozessparametern, die dem Auge (und dem Bauchgefühl) entgehen.
- Daten vergessen nicht: Einmal erkannte Muster werden gespeichert und bei Wiederauftreten erkannt.
- Daten lernen dazu: Je mehr Feedback zu echten Qualitätsproblemen fließt, desto präziser werden die Analysen.
Was bedeutet das konkret für die Produktion?
- Statt „heute viel Ausschuss, woran lag’s?“ heißt es: „Parameter XY driftet, bevor was passiert.“
- Statt reaktiver Kontrolle entsteht ein kontinuierliches Monitoring mit Prognosefähigkeit.
- Statt klassischem QS-Dogma gibt es ein Zusammenspiel aus Linienverantwortlichen, Datenmodellen und dynamischer Prozessführung.
Hürden? Ja. Aber lösbar.
Viele Unternehmen schrecken vor dem Schritt zurück, weil sie meinen:
- „Unsere Datenqualität reicht dafür nicht.“ → Muss auch nicht perfekt sein – Mustererkennung funktioniert auch mit Rauschen.
- „Das ist zu komplex.“ → Gute Modelle starten einfach – mit wenigen, klaren Parametern und echten Rückmeldungen aus der Praxis.
- „Das nimmt der QS die Verantwortung.“ → Im Gegenteil: Es gibt ihr endlich die Mittel, strategisch zu agieren – statt nur Symptome zu verwalten.
Fazit: Qualität muss kein Zufall sein
Wenn Daten früh erkennen, was später teuer wird, gewinnen alle. Die Linie produziert stabiler, die QS agiert vorausschauender, und die Nacharbeit schrumpft auf ein Minimum.
Vielleicht ist es Zeit, Qualität nicht mehr nur zu prüfen – sondern sie zu verstehen. Mit Daten. Und einem Team, das bereit ist, umzudenken.