
Forecast oder Guesswork? Warum viele Absatzprognosen versagen
- Julian Koller
- Data Science
- 31.03.2025
Montagmorgen, 9 Uhr, Meetingraum B: Die Vertriebsleitung präsentiert die Absatzprognose fürs kommende Quartal. Die Kurven sehen solide aus, die Stimmung ist vorsichtig optimistisch. Aber irgendwas an der Vorhersage fühlt sich… wacklig an. Kein Wunder: Die Zahlen basieren auf einem Mix aus Erfahrung, Bauchgefühl und einer Excel-Datei mit dem Titel „Q2_forecast_final_final_neu.xlsx“.
Willkommen im Forecast-Alltag vieler Unternehmen.
Warum klassische Absatzprognosen so oft danebenliegen
Absatzprognosen sind keine exakte Wissenschaft – aber sie sollten es zumindest versuchen. In der Realität bestehen sie oft aus Rückblicken, die in die Zukunft verlängert werden. Die Folge: Wer zufällig im letzten Jahr viel verkauft hat, geht optimistisch ins neue Jahr – egal ob die Marktbedingungen gleich bleiben oder nicht.
Typische Probleme dabei:
- Vergangenheitsdaten als alleinige Basis – ohne externe Faktoren zu berücksichtigen
- Subjektive Annahmen statt datenbasierter Hypothesen
- Einmalige Erstellung ohne Aktualisierung
- Excel-Abhängigkeit statt zentraler, dynamischer Datenflüsse
Das Resultat: Fehlentscheidungen im Einkauf, Über- oder Unterproduktion, verpasste Umsatzchancen – oder schlicht zu viel gebundenes Kapital im Lager.
Vom Raten zum präzisen Planen mit Data Science
Data Science bietet hier keine Wunderwaffe – aber ein systematisches Upgrade. Statt Schätzungen auf Basis von Bauchgefühl kommen Machine-Learning-Modelle ins Spiel, die Muster erkennen, saisonale Effekte berücksichtigen und externe Faktoren wie Feiertage, Wetter oder Markttrends einbeziehen.
Moderne Prognosen ermöglichen unter anderem:
- Tages-, Wochen- oder Monatsprognosen (Demand Forecasting)
- Szenarien-Analysen bei Preisschwankungen oder Promotion-Effekten
- Frühwarnsysteme bei abweichendem Nachfrageverhalten
- Automatisierte Aktualisierungen, sobald neue Daten vorliegen
Fallbeispiel: Vom Glaskugel-Forecast zur dynamischen Vorhersage
Ein mittelständischer Händler plante seine Lagerbestände bisher auf Basis von Erfahrungswerten der letzten drei Jahre. Das funktionierte – solange keine Marktverwerfungen passierten. Nach einem Jahr mit extremer Nachfrageverschiebung blieben sie auf hohen Lagerkosten sitzen.
Nach Einführung eines datenbasierten Forecast-Modells:
- Wurde die Prognosegenauigkeit um 26 % verbessert
- Konnte die Lagerdauer um 18 % reduziert werden
- Sank der Planungsaufwand für das Supply-Chain-Team um 40 %
Der Clou: Die Modelle wurden nicht als „Black Box“ eingeführt, sondern verständlich erklärt, iterativ angepasst und in bestehende BI-Systeme integriert.
Mini-Roadmap für den Einstieg
Damit Forecasts in Zukunft mehr sind als gut gemeinte Schätzungen, braucht es eine pragmatische Herangehensweise. Diese fünf Schritte zeigen, wie Unternehmen fundierte Vorhersagen aufbauen – und dabei intern Vertrauen schaffen:
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Daten sichten und bewerten
Welche historischen Daten liegen vor? Welche externen Variablen sind relevant (z. B. Wetter, Feiertage, Kampagnen)? Prüfen Sie Konsistenz, Aktualität und Lücken in Ihren Datenquellen – CRM, ERP, Shop, Marktberichte. -
Use Case und Ziel definieren
Nicht jede Prognose braucht sofort KI – wohl aber ein klares Ziel.
Beispiel: „Reduktion der Lagerdauer um 15 %“ oder „Vermeidung von Out-of-Stock bei Topsellern“. -
Pilotprojekt starten
Wählen Sie 1–2 Produkte oder Regionen mit stabilem Absatzverhalten und hoher Relevanz. Erste Forecasts liefern schnelle Erkenntnisse und schaffen Vertrauen in das Vorgehen. -
Prognosehorizont und Tooling festlegen
Wochen-, Monats- oder Quartalsprognosen? Je kürzer der Horizont, desto genauer – aber auch datenintensiver. Nutzen Sie vorhandene BI-Tools? Viele Plattformen können ML-Modelle integrieren, ohne neue Systeme einzuführen. -
Stakeholder frühzeitig einbinden
Binden Sie Fachbereiche aktiv ein. Ein Forecast, dem niemand traut, wird ignoriert – unabhängig von seiner Qualität.
Natürlich: Diese Schritte schaffen Orientierung – aber die erfolgreiche Umsetzung braucht Erfahrung, technisches Know-how und Fingerspitzengefühl.
Bei Alpine Data Ventures entwickeln wir Forecast-Modelle, die sich nahtlos in Ihre Systeme einfügen, Vertrauen schaffen und echte Planungssicherheit liefern – vom ersten Proof of Concept bis zum Rollout.
Vorhersagen sind schwierig – besonders, wenn sie die Zukunft betreffen.
– Mark Twain