
Data Mesh: Wie man startet und warum es kein IT-Projekt ist
- Andreas Klostermann
- Data Architecture
- 14.10.2024
Data Mesh – klingt erstmal so, als würde es nur in den High-Tech-Hochburgen großer Konzerne Sinn machen. Aber das ist ein Irrtum! Data Mesh kann gerade für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) einen enormen Mehrwert bieten. Doch bevor wir uns in die Details stürzen: Was genau ist Data Mesh eigentlich? Was bringt es? Und wie kann man in einem Unternehmen starten – auch wenn dieses nicht mit unbegrenzten Budgets und endlosen Teams ausgestattet ist?
Was ist Data Mesh überhaupt?
Kurz gesagt: Data Mesh ist ein neues Paradigma im Datenmanagement, das weg von zentralisierten Data-Lakes und -Warehouses hin zu einer dezentralisierten, domain-orientierten Architektur geht. Dabei werden Daten als Produkte betrachtet und von den Fachbereichen (Domains) selbst verwaltet. Diese dezentrale Struktur ermöglicht eine bessere Skalierung, da die Fachbereiche selbst für die Qualität und Nutzbarkeit ihrer Daten verantwortlich sind. Gleichzeitig fördert Data Mesh eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Teams und Abteilungen.
Aber – und hier kommt der vielleicht wichtigste Punkt – Data Mesh ist kein reines Technologieprojekt. Es ist eine tiefgreifende Veränderung der Unternehmens- und Datenkultur. Wer sich also erhofft, mit einem neuen Toolset alle Herausforderungen zu lösen, wird spätestens beim dritten Coffee-Call aufwachen. Es geht um viel mehr als nur Technologie. Es geht um Ownership, Verantwortung und vor allem um einen echten Paradigmenwechsel im Umgang mit Daten.
Die Vorteile von Data Mesh – Was bringt es?
Der klassische zentrale Ansatz, bei dem Daten in einem Data-Lake gesammelt und dann analysiert werden, stößt schnell an seine Grenzen. Daten wachsen schneller, als man „SQL“ sagen kann, und wenn die Infrastruktur nicht skaliert, bleibt das Business auf der Strecke. Hier kommen die Vorteile von Data Mesh ins Spiel:
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Skalierbarkeit durch Dezentralisierung
Teams in den einzelnen Domänen sind für ihre eigenen Datenprodukte verantwortlich. Das entlastet die zentrale IT und ermöglicht eine schnellere und flexible Datenbereitstellung. -
Klar definierte Datenprodukte
Daten werden als Produkt betrachtet und von den Teams so aufbereitet, dass andere sie problemlos verwenden können. Klingt logisch? Genau, ist es auch! -
Bessere Zusammenarbeit zwischen Business und IT
Die Fachabteilungen arbeiten enger mit der IT zusammen, weil sie gemeinsam für die Datenqualität und den Wert dieser Daten verantwortlich sind. -
Schnellere Entscheidungsfindung
Da jedes Team direkten Zugriff auf seine Daten hat, können Entscheidungen schneller und auf Basis von besseren Daten getroffen werden.
Erste Schritte zur Einführung von Data Mesh
Okay, du hast den Hype verstanden, aber wie fängt man an? Besonders, wenn man als mittelständisches Unternehmen vielleicht nicht so viele Ressourcen wie die großen Konzerne zur Verfügung hat?
1. Den kulturellen Wandel anstoßen
Der erste und vielleicht wichtigste Schritt: Kommunikation. Data Mesh erfordert ein Umdenken bei allen Beteiligten. Von der Geschäftsführung bis zu den Entwicklern – alle müssen verstehen, dass Daten jetzt ein Produkt sind und die Verantwortung für diese Produkte auf verschiedene Schultern verteilt wird.
Kleiner Tipp: Beginnt nicht mit der Technologie, sondern mit der Definition von „Daten als Produkt“. Fragt euch: Welche Daten haben wir und welche brauchen wir wirklich? Wer soll davon profitieren? Welche Teams sind die besten „Owner“ dieser Datenprodukte?
Ein smartes Unternehmen ist in der Lage, seine Kultur zu verändern – und Data Mesh bedeutet genau das. Es handelt sich hierbei weniger um eine Frage, welche Technologie ihr nutzt, sondern vielmehr, wie ihr mit Daten umgeht. Wer das verstanden hat, hat die erste große Hürde genommen.
2. Domain-Teams identifizieren
Überlegt euch, welche Domänen in eurem Unternehmen sinnvoll sind. Ist euer Sales-Team der beste Ort, um die Verkaufsdaten zu verwalten und als Produkt aufzubereiten? Hat das Marketing-Team die besten Insights für die Kundendaten? Das Wichtigste hier ist, dass ihr nicht nach den klassischen Abteilungen geht, sondern nach den Datenflüssen. Wo entstehen wertvolle Daten, und wer hat das beste Verständnis für diese Daten?
Als Faustregel gilt: Ein Domain-Team sollte klein und autonom genug sein, um schnell Entscheidungen treffen zu können, aber auch Zugriff auf alle benötigten Ressourcen haben.
3. Ownership klären und Verantwortlichkeiten verteilen
Data Mesh dreht sich um die Verantwortung für Datenprodukte. Die Teams, die die Daten besitzen, müssen auch für deren Qualität und Verfügbarkeit sorgen. Das ist kein kleiner Schritt, vor allem nicht in Unternehmen, in denen die IT bisher die alleinige Verantwortung für Daten getragen hat.
Das klingt jetzt nach einer großen Aufgabe, aber gerade kleine und mittelständische Unternehmen können hier agiler und flexibler reagieren. Weniger Hierarchie, weniger Abstimmungsrunden – schnellerer Erfolg.
4. Schrittweise Einführung von Self-Service-Infrastruktur
Data Mesh verlangt, dass die Teams, die für ihre Datenprodukte verantwortlich sind, auch auf die Infrastruktur zugreifen können, um ihre Daten zu managen. Hier kommt der Self-Service-Ansatz ins Spiel. Doch Vorsicht: Stürzt euch nicht gleich in teure Infrastruktur-Projekte, sondern fangt klein an. Nutzt bestehende Systeme, erweitert sie, wenn nötig, und führt neue Technologien erst dann ein, wenn die ersten Domänen bereits funktionieren.
Cloud-Lösungen können hier eine hervorragende Brücke schlagen, da sie Flexibilität bieten und gleichzeitig mit dem Business skalieren können.
5. Governance und Sicherheit als ständiges Thema
„Mit großer Macht kommt große Verantwortung.“ (Danke, Spiderman.) Wenn Daten dezentral in den Domänen verwaltet werden, darf die Governance nicht zu kurz kommen. Aber anstatt alles zentral zu steuern, solltet ihr hier auf federated governance setzen. Das heißt, es gibt ein übergreifendes Set an Regeln, die in allen Domänen gelten, aber jede Domäne hat die Freiheit, diese nach ihren Bedürfnissen zu adaptieren.
Sicherheit darf dabei natürlich nicht zu kurz kommen. Daten müssen geschützt und im Einklang mit allen relevanten Vorschriften (z.B. DSGVO) verwaltet werden. Aber hey, das wisst ihr ja längst. 😊
Wie können KMUs von Data Mesh profitieren?
Oftmals denken Unternehmen, die weniger als 1.000 Mitarbeitende haben, dass solche Architekturen nicht für sie gemacht sind. Falsch gedacht! Data Mesh kann gerade hier enorm helfen, agiler zu arbeiten und schnelle Datenentscheidungen zu treffen.
KMUs haben gegenüber Großunternehmen den Vorteil, dass sie ihre Prozesse schneller anpassen können. Während große Unternehmen oft monate- oder gar jahrelang planen müssen, könnt ihr als KMU bereits in wenigen Wochen erste Erfolge sehen – wenn ihr es richtig anpackt.
Fazit: Data Mesh ist ein Kultur- und Change-Projekt
Am Ende des Tages ist Data Mesh viel mehr als nur eine neue Technologie oder Architektur. Es ist eine Frage der Unternehmenskultur. Es bedeutet, dass die Teams Verantwortung übernehmen, sich stärker vernetzen und zusammenarbeiten. Es bedeutet, dass Daten als Produkt behandelt werden, und dass der Wert der Daten zentraler Bestandteil jeder Entscheidung ist.
Für KMUs und mittelständische Unternehmen bietet Data Mesh die Chance, ihre Datenstrategien zu modernisieren und gleichzeitig effizienter und agiler zu arbeiten – ohne dass dazu massive Budgets oder riesige Teams nötig wären.
Also: Traut euch, den ersten Schritt zu gehen – und denkt daran: Technologie ist nur die halbe Miete. Den Rest müsst ihr in den Köpfen und Herzen eures Unternehmens verändern.
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