
Von Patchwork zu Panorama: Wie ein Mittelständler seine Datenlandschaft entschlüsselte
Ausgangslage
Ein mittelständischer Lebensmittelhersteller aus Oberschwaben mit rund 300 Mitarbeitenden und über 700 Produkten (Frische-Convenience und Tiefkühlkost) stand vor einer zunehmend unübersichtlichen IT- und Datenlandschaft.
In den letzten Jahren waren ERP, Lagerverwaltungssystem, Produktionstools, Qualitätssicherung (LIMS), Buchhaltung und diverse Excel-basierten Planungsansätze gewachsen – jedoch ohne zentrale Koordination oder dokumentierte Schnittstellen.
Die Folge:
- Redundante Datenspeicherung
- Widersprüchliche KPIs aus unterschiedlichen Quellen
- Fehlende Klarheit, wer für welche Daten verantwortlich ist
- Hoher Aufwand für neue Digitalprojekte („erstmal rausfinden, was wo liegt“)
Zielsetzung
Ziel war die Erstellung einer unternehmensweiten Datenlandkarte, die nicht nur Systeme zeigt, sondern:
- Datenflüsse visualisiert (inkl. Richtung & Aktualität)
- Verantwortlichkeiten abbildet (Owner & Stewards)
- Schnittstellen klassifiziert (technisch und fachlich)
- Schwachstellen sichtbar macht (Medienbrüche, Schatten-IT, ungenutzte Silos)
Umsetzung
Gemeinsam mit Alpine Data Ventures wurde ein Data Mapping Projekt aufgesetzt, das in drei strukturierten Schritten verlief:
1. Systeminventar & IST-Aufnahme
- Identifikation von 24 Systemen mit potenzieller Datenrelevanz
- Interviews mit 17 Fachbereichen zur Klärung von Datenherkunft und Nutzung
- Kategorisierung nach Systemtyp (Transaktional, analytisch, operativ)
- Ergänzt durch technische Erfassung: API-Fähigkeit, Datenaktualisierung, Authentifizierungsmethoden
2. Visualisierung der Datenflüsse
- Erstellung eines interaktiven Systemlandkarten-Diagramms mit Flowchartern (mit Grafana + Mermaid.js)
- Darstellung nach Themenclustern: Produktion, Qualität, Logistik, Finanzen
- Ampelbewertung von Datenverfügbarkeit & -qualität pro Knoten (Grün = produktiv, Gelb = teilweise, Rot = unklar/nicht gepflegt)
3. Governance & Ownership-Klärung
- Rollenzuweisung: System Owner (strategisch), Data Steward (operativ)
- Einführung eines Living Data Atlasses auf Confluence-Basis inkl. Pflegeprozess
- Aufbau eines Daten-Review-Prozesses pro Quartal mit CIO und Fachbereichen
Ergebnis
- Übersicht über 94 dokumentierte Datenflüsse
- 47 Schnittstellen eindeutig beschrieben (inkl. Standards wie CSV, API, SFTP)
- Klare Zuständigkeiten für alle Kernsysteme dokumentiert
- Zwei Schatten-IT-Lösungen identifiziert und erfolgreich in Governance-Struktur überführt
Ein Projektleiter formulierte es so:
„Früher haben wir Projekte gestartet und gehofft, es wird schon passen. Jetzt wissen wir vorher, wo’s hakt – und wer’s lösen kann.“
Business Impact
- Reduktion der Projektvorbereitungszeiten um >30 % bei neuen IT-Initiativen
- Bessere Datengrundlage für BI-Projekte: Rückfragen zu KPI-Herkünften um 70 % gesunken
- Effizientere IT-Budgets: Lizenzreduzierung durch Identifikation unnötiger Tools
Fazit
Eine System- und Datenlandkarte ist kein Nice-to-have. Sie ist das Fundament jeder datenbasierten Organisation. Diese Case Study zeigt: Wer Transparenz schafft, schafft Möglichkeiten – nicht nur Klarheit. Und spart dabei auch noch bares Geld.